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Die Disruption des Geldes

Das Bankenmodell des 20. Jahrhunderts war ein enormer Wachstumstreiber, weil es Kredite für diejenigen verfügbar machte, die ein gewinnträchtiges Geschäftsmodell in Aussicht stellten. Dies hat vielen Menschen in der westlichen Welt zu einem zuvor nie gekannten Wohlstand verholfen. Doch ist diese Geldstruktur auch für unser neues, komplexes Zeitalter geeignet?

In den letzten Jahren haben wir jedenfalls die Dotcom-Krise, die Eurokrise, die Subprime-Krise und noch so manche andere Finanzkrise durchlebt. Und die Struktur unserer Finanzmärkte verschärfte in vielen Ländern die Ungleichheit und führte zu wachsenden komplexen Problemen. Unsere Geldwirtschaft scheint nicht mehr richtig zu funktionieren und steht wohl zwangsläufig vor einer radikalen Reform. Bedingungsloses Grundeinkommen, Helikoptergeld, Roboter- und Finanztransaktionssteuer – es gibt zahlreiche Ideen für eine Transformation der Geldverteilung. Die Zukunft wird zeigen, welche davon tatsächlich praktikabel sind.

Doch all diese Vorschläge gehen zwei Schlüsselprobleme nicht an:

  1. die Struktur des Geldes und seine Entstehung, wodurch Erfolg und nicht Fleiss und Leistung belohnt werden
  2. die zur Neige gehenden Rohstoffe und die Umweltzerstörung, die eine Neuorganisation unserer Gesellschaft abseits des ewigen Wachstums erforderlich machen, was in unserer aktuellen Geldstruktur nicht möglich ist

Um diese Schlüsselherausforderungen unserer Zeit zu meistern, müssen wir ganz neu über Geld nachdenken. Wir müssen seine Flexibilität aktivieren, die es als ein Produkt menschlicher Fantasie bereits besitzt. Denn Geld ist auf fast schon aberwitzige Weise liquide und biegsam. Welchen Wert etwas an einem bestimmten Ort oder zu einem bestimmten Zeitpunkt annimmt, kann extrem variieren. In anderen Teilen der Welt kann beispielsweise mit einer Geldeinheit, die hier ein gutes Restaurantessen wert ist, einem Kind monatelang die Schule finanziert werden. Je nach Kontext, Ort und Situation unterscheidet und ändert sich die Wertzuschreibung des Geldes.

Und diese Tendenz verstärkt sich zunehmend. In einer digitalen Welt verwandelt sich Geld immer mehr in Information und wird so zu einem flüchtigen Gut. Je stärker das Bezahlen zu einem digitalen Informations­austausch wird, desto mehr trifft die Aussage des Soziologen Talcott Parsons zu, dass Geld Kommunikation sei. Doch das bedeutet auch, dass unserem Geld dasselbe Schicksal bevorsteht wie jeder informationsbasierten Technologie: Der Kapitalismus wird sich das Geld einverleiben und unter seine Paradigmen der Effizienz und Optimierung zwingen.
Doch wie wird eine solche digitale Disruption des Geldes aussehen? Wie wird Geld in einer digitalen Superinfrastruktur eingesetzt und genutzt? Betrachten wir dazu noch etwas genauer die Schlüsselfunktionen der Banken und deren voraussichtlichen Wandel in den nächsten Jahren. Betrachten wir Geldschöpfung, Wertsicherung und Geldaufbewahrung im disruptiven Kontext.

Die digitale Geldwirtschaft der Zukunft
Geldschöpfung
Wertsicherung
Geldaufbewahrung

Steigende Rohstoff- und Mobilitätspreise werden früher oder später dazu führen, dass sich ein lokales Wirtschaften durchsetzt. Die Einführung von Lokalwährungen, Regionalgeld und Komplementärwährungen kann diese Entwicklung unterstützen. Solche dezentralen Geldkonzepte waren bereits in den wirtschaftlich schwierigen 1930er-Jahren sehr erfolgreich. Vielleicht werden wir in Zukunft mit separaten Währungen für einzelne Branchen, Leistungen oder Regionen bezahlen, mit der Möglichkeit, jederzeit von einer Währung in die nächste zu wechseln. Der globale Kontext wird dabei nicht verschwinden, doch die ökonomische Vernetzung auf regionaler Ebene wird gestärkt.

Wir benötigen ohnehin ein besseres Währungssystem, warum also nicht eines, das bei den Bürgern beginnt? Wieso sollen mündige Bürger nicht selbst Geld schöpfen und Kredite untereinander vergeben? Wieso berechtigt nicht die Fähigkeit eines jedes Einzelnen, in unserer Gesellschaft nützlich zu sein, zur Geldschöpfung?

Die Geldschöpfung würde auf diese Weise dezentraler, liquider und regionaler werden. Die starren Strukturen von Währungen, die ausschliesslich von Staaten oder Staatenbünden geschaffen werden, machen die Wirtschaft fragil und unterwerfen uns unnötigerweise dem Wohl und Wehe der internationalen Kapitalmärkte.
So kann beispielsweise ein Ereignis auf der anderen Seite des Erdballs einen direkten Einfluss auf meinen Arbeitsplatz haben. Ein stärker lokal vernetztes und breiter abgestütztes Währungssystem kann solche Gefahren entschärfen.

Jede finanzielle Transaktion wird heute von einer Bank abgesichert. Ob Kreditkartenzahlung, Bargeldabhebung oder Überweisung – es gibt immer eine Institution,
die sicherstellt, dass die abgemachte Transaktion auch wirklich stattfindet und gilt. Diese Rolle des Mittelsmanns wird jedoch durch eine neue Technologie obsolet werden: die Blockchain.

Dezentralisierte Datenbanken auf Millionen von Rechnern werden es uns ermöglichen, jederzeit direkt und ohne Mittelsmänner Geld von einem Ort zum anderen zu transferieren – anonym, sicher und fast ohne Zusatzkosten. Jederzeit kann abgerufen werden, was gehandelt wurde, und auch die Datensicherheit ist gewährleistet, weil jeder Einzelne bestimmen kann, welcher Aspekt der Blockchain zu welcher Zeit an wen kommuniziert wird.

Die Blockchain-Technologie kann dazu führen, dass Geld besser verteilt ist, ohne dass es seinen Wert verliert.
Jeder kann zu jeder Zeit Kredite für Leistungen oder Dinge vergeben oder erhalten und so selbst Geld schöpfen und sicher handeln.

Geld wird immer mehr zur Information. So entsteht eine tragbare Wert-Identität, die alle Informationen über das jeweilige Individuum oder die jeweilige Organisation enthält und trotzdem jederzeit geschützt ist. Die Notwendigkeit, dies durch Banken und Konten abzusichern, fällt weg.

In einer digitalen Superinfrastruktur weiss das System zu jedem Zeitpunkt, wessen Talente wann und wo benötigt werden und zu welchem Wert diese zu haben sind. Die Fähigkeiten jedes Einzelnen werden so zu einem messbaren und werthaltigen Kapital. Dadurch wird es möglich, Menschen für ihren Beitrag angemessen zu entlohnen. Da keine Bank mit Wachstumsverpflichtung mehr zwischen den Akteuren steht, werden andere sozial erwünschte Fähigkeiten viel attraktiver und die Zeit wird sinnvoller eingesetzt.

Ergebnis: Die Zukunft des Bezahlens

Dezentralisierung, Blockchain und Digitalisierung lassen eine völlig neue Form des Geldes entstehen – dezentral, regional, antifragil, fluide und sicher. Eine solche Umgebung schafft echte und nachhaltige Verbindungen zwischen Zeit und Geld. Soziales Kapital wird neu bewertet und die Geldschöpfung ist nicht mehr allein darauf ausgerichtet, ob damit Wachstum und also wiederum mehr Geld geschafft werden kann.

In diesem Moment ist die Grundlage für eine Geldwirtschaft gelegt, die auch in einer Gesellschaft ohne Wachstum funktioniert. Im Gegensatz zu Banken
sind Menschen nämlich nicht auf ewiges Wachstum angewiesen.

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Die Rolle der Banken

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Ein neues Gleichgewicht zwischen Zeit und Geld

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