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Einleitung:
der schmale Pfad
zur Utopie

02

Eine neue Form der
Herausforderung

Unsere Welt wandelt sich. Sie stattet sich gerade mit neuen Kleidern aus. Wahrheiten verblassen und aus deren Asche steigt ein mächtiger Phönix, der unsere Welt schnell und irreversibel verändern wird.
Wie ein riesiger Brummkreisel drehen wir uns in einer Spirale von Chancen und Schwindelanfällen um uns selbst. Und wir spüren:
Die Zeit für neue Pioniertaten ist angebrochen.

Die gegenwärtigen Umwälzungen sind so tiefgreifend, dass sie wohl nur mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert vergleichbar sind. Und dieser oft gehörte Vergleich ist kein Zufall: Damals gelang es den Menschen erstmals, hochkomplizierte Probleme zu lösen, die dem Fortschritt Jahrhunderte lang im Wege standen. Man wollte sich schneller fortbewegen – und erfand die Eisenbahn. Durch die Erfindung des Telegrafen konnten Nachrichten über weite Entfernungen übermittelt werden. Wurde die Gesellschaft über Jahrhunderte von unheilbaren Krankheiten gepeinigt, so entstanden im 19. Jahrhundert die Grundsätze der modernen Medizin, welche wir bis heute zu perfektionieren versuchen.

Neue Welten schaffen neue Wünsche, sie sind ein grosser Treiber der technologischen Erneuerung. Und seit einigen Jahren, vor allem im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung, werden wir nun aufs Neue mit einer unbekannten Art von Herausforderungen konfrontiert: komplex-vielschichtige Problematiken, die aus der tiefgreifenden Vernetzung unserer Gesellschaft entstehen. Wir sind beispielsweise durchaus in der Lage, ein Problem wie die Klimaerwärmung technisch zu lösen – nichtsdestotrotz sind wir von der Lösung weiter entfernt als jemals zuvor. Der Grund ist, dass die Probleme komplex und miteinander vernetzt sind.. Um eine Lösung zu finden, müssen wir politisch, gesellschaftlich, ökonomisch, technologisch und in der Zusammenarbeit zwischen Menschen und Staaten immense Widerstände überwinden – und das fällt uns schwerer als jeder Weltraumflug.

Doch was bedeutet das? Was heisst eigentlich komplex? Und was unterscheidet ein komplexes von einem komplizierten Problem?

Der Unterschied zwischen komplizierten und komplexen Herausforderungen

Komplizierte Probleme

Problem
  • erfordert Fachwissen
  • Ausgangslage ist bekannt
System
  • Nur ein gesellschaftliches System ist beteiligt
  • Hypothesen werden falsifiziert
Lösung
  • Es gibt ein klares Ziel
  • scheitern => Projekt endet
  • Erfolg ist messbar

Komplizierte Herausforderungen haben eine eindeutige Zielsetzung. Diese kann durchaus sehr anspruchsvoll, ja sogar unlösbar sein, aber es ist immer klar, worauf hingearbeitet wird.

Beispiele für komplizierte Herausforderungen

  • Wie kann ein Unternehmen in einem globalisierten 
und digitalisierten Umfeld erfolgreich bestehen?
  • Wie kann die Armut in der Gesellschaft bekämpft werden?
  • Wie retten wir die Artenvielfalt in den Weltmeeren?
  • Was können wir gegen die Regenwald-Abholzung tun?

Komplexe Probleme

Problem
  • erfordert Kreativität und Empathie
  • Ausgangslage ist verworren
System
  • Viele gesellschaftliche Systeme sind beteiligt
  • Prozesse sind unklar
Lösung
  • Scheitern ist Teil der Lösung
  • Erfolg ist diffus

Komplexe Herausforderungen haben kein klares Ziel und erfordern eine Multiperspektivität. Sie sind vielschichtig und erfassen mehrere Gesellschaftsbereiche. Ausserdem verändert sich die Ausgangslage ständig und die Rahmenbedingungen sind nicht kontrollierbar.

Beispiele für komplexe Herausforderungen

  • Wie kann ein Unternehmen in einem globalisierten 
und digitalisierten Umfeld erfolgreich bestehen?
  • Wie kann die Armut in der Gesellschaft bekämpft werden?
  • Wie retten wir die Artenvielfalt in den Weltmeeren?
  • Was können wir gegen die Regenwald-Abholzung tun?

Komplizierte Probleme lösen wir mittlerweile in einem atemberaubenden Tempo, doch vor den modernen, komplexen Herausforderungen knicken wir meist ein. Wir bestellen unsere Felder mit unglaublicher Effizienz, doch schaffen es nicht, den Hunger auf der Erde zu besiegen. Wir fördern jeden noch so kleinen Kiesel oder Tropfen unserer Bodenschätze, doch deren nachhaltiger Einsatz will uns nicht gelingen. Wir erschaffen eine Medizin, die uns heilt und sehr lange leben lässt, aber stehen dem demografischen Wandel hilflos und ohne Ideen gegenüber.

Auch viele Unternehmen lösen komplizierte Herausforderungen meisterhaft, doch komplexe Problemlösungen werden nur von einigen wenigen beherrscht. Diese herausragenden Organisationen scheinen einen Schlüssel zu den geheimen Reichtümern unserer Zeit zu besitzen, der sie robust wirken lässt angesichts der Herausforderungen unserer Welt. Doch sprechen wir hier von Ausnahmen. Die Regel ist, dass wir bei komplexen Herausforderungen zu oft kapitulieren und scheitern.

Wie kann es sein, dass wir einerseits so fähig, schlau und kreativ sind – und doch vor dieser neuen Art von Herausforderung in die Knie gehen? Sehen wir uns dazu die drei wichtigsten Faktoren dieses Dilemmas an: Menschen, Moneten und Monster.

Menschen: Herren und Spielball dieser Welt?

Manchmal blicken wir staunend, aber auch mit Ohnmacht und Sorge auf die magische Wandlung unserer Welt. Steuern wir diese Prozesse noch? Haben sich «die Systeme» wie die Wirtschaft, die Politik oder die Technik nicht längst verselbstständigt und wir Menschen sind nur noch Spielbälle höherer, undefinierbarer Mächte in Strukturen, die wir selbst geschaffen haben? Wir bemerken: Die Zukunft verhält sich chaotisch und wird von Tag zu Tag weniger voraussehbar. Können wir uns als Gesellschaft noch der «Logik der Märkte» oder dem «technischen Fortschritt» entziehen (und möchten wir das)? Welche Faktoren machen unsere Welt zu dem Ort, der sie ist? Wie kann es ein, dass wir Menschen zwar Systeme erschaffen, dann jedoch so massiv die Kontrolle darüber verlieren?

Wir sind zweifellos aktive Zeugen des Geschehens. Wie in einem Improvisationstheater können wir die Schauspieler anfeuern, ausbuhen und somit Einfluss auf den weiteren Verlauf nehmen. Doch auf der Bühne stehen andere. Wer sind diese Kräfte, auf die wir unseren Blick richten müssen, um unsere Welt besser zu verstehen und wieder stärker zu Regisseuren unserer Gesellschaft zu werden?

Moneten: Macht im Zwiespalt

Geld ist der mächtigste Hebel, um Grosses zu erreichen. Nur monetäre Mittel schaffen eine solche Verbindlichkeit, dass in unserer Gesellschaft Außergewöhnliches entsteht und ambitionierte Projekte realisiert werden.

Gleichzeitig zementiert Geld Ungerechtigkeiten und verhindert konstruktive Lösungen. Es reisst Familien und Freunde auseinander, ist der Hauptgrund für Konfl ikte und Kriege und das Schmiermittel korrupter Systeme.

Es stellt sich die Frage, wie wir Geld richtig einsetzen können, um die übergeordneten Ziele unserer gewandelten Gesellschaft zu erreichen (und natürlich auch die Frage, welche das sind). Wie sollten wir den Stoff, um den sich über Jahrhunderte so gut wie alles drehte, in einer Welt im neuen Gewand nutzen? Wie sehen mögliche neue Spielregeln für das Geld aus und was bedeutet dies für uns Menschen?

Monster: Kraft und Ohnmacht

Der Begriff Monster steht für unsere ökonomischen oder staatlichen Organisationen und Institutionen. Sie sind die Akteure und das Gefäss, in dem wir ambitionierte Ziele erreichen und grosse Herausforderungen lösen können. Ein Zusammenschluss von Menschen in Organisationen setzt riesige Potenziale frei, über die einzelne Personen nicht verfügen.

Organisationen sind aber oft auch faul, unbeweglich, ungeschickt oder schlicht dumm. Wieso scheitern Organisationen immer wieder an Herausforderungen, die für Einzelpersonen einfach zu verstehen sind? Wie können wir die Kraft von Organisationen wecken, ohne deren Potenzial zu verlieren? Wie können wir diese Monster aus ihrer Lethargie wecken und dazu bewegen, unseren übergeordneten Bedürfnissen zu dienen?

Ein Seilziehen von drei Parteien

Menschen, Moneten und Monster: drei Kräfte, in deren Spannungsfeld sich unsere moderne Geschichte abspielt. Diese drei Einflussfelder wirken stark aufeinander ein, können gegenseitig immense Potenziale freisetzen oder auch die schlechtesten Seiten wecken.

Sind beispielsweise die steigenden Gesundheitskosten mit mehr Menschlichkeit, Rationalität, Ethik und Moral lösbar? Braucht es finanzielle Mittel, um diese Herausforderungen zu meistern? Müssen tatkräftige Organisationen erfolgreich in den Prozess integriert werden? Die Antwort lautet immer «ja». Menschen, finanzielle Mittel und Organisationen könnten sich auch gegenseitig befruchten und gemeinsam wachsen. Doch oftmals beschäftigen sie sich ausgiebig mit ihren schlechten Seiten und behindern sich gegenseitig. Und das Scheitern in einem Bereich kann gravierendste Auswirkungen auf die anderen haben. Menschen, Moneten und Monster sind unauflöslich miteinander verbunden. Nur wenn sie gemeinsam und koordiniert arbeiten, sind grosse und komplexe Herausforderungen zu bewältigen.

Das Zusammenbringen dieser gegensätzlichen Kräfte, das Bewusstsein der Widersprüche, Anomalien und Abhängigkeiten: Das ist Holistonomics. Zum einen ist die Stärke von Wirtschaft und Geld zu akzeptieren. Doch zum anderen kommen wir nicht darum herum, uns zu fragen, welche unserer Fähigkeiten in einer Welt zwischen Automatisierung und künstlicher Intelligenz überhaupt noch gebraucht werden. Sind wir ein Auslaufmodell, der Neandertaler des 21. Jahrhunderts, der bald von einer höheren, künstlichen Spezies abgelöst wird? Und was ist das für eine Welt, in der wir drohen, die Kontrolle zu verlieren?

Einleitung

Utopien, Holismus und eine Welt in neuem Gewand

Menschen

Die Prophezeiung der drei Schwerter

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